Das Johanniskraut

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Das Johanniskraut ist die bekannteste typische Mittsommerpflanze. Selbst sein Name leitet sich vom Johanni-Tag am 24. Juni ab. In den Tagen um die Sommersonnenwende öffnet das Johanniskraut seine leuchtend gelben Blüten an Wegrändern, lichten Gebüschen, Böschungen und sogar auf Schuttplätzen. Wie kaum eine andere Pflanze ist das Johanniskraut mit der Sonne assoziiert, dessen Kraft sie an den längsten Tagen des Jahres aufnimmt, um sie in den dunkleren Tagen des Winters an uns Menschen abzugeben. Große Popularität genießt das Johanniskraut als Antidepressivum bei depressiven Verstimmungen. Es bringt das aufgenommene Sonnenlicht in unglückliche Seelen und depressive Gemüter. Das wusste schon Paracelsus im Mittelalter und heutzutage wird dieses Wissen sogar von der Schulmedizin bestätigt. Das bekannte Wundöl oder Rotöl wird aus Johanniskraut gewonnen und ist nach dem Sonnenbad ein hervorragendes Mittel gegen Sonnenbrand. Dies liegt wohl daran, dass Pflanzen, die der Sonne extrem ausgesetzt sind, Stoffe entwickeln, die sie gegen die Sonne schützen. Hierfür verantwortlich sind wahrscheinlich die Flavonoide aus der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe, denen eine antioxidative Wirkung zugeschrieben wird. Bei hellhäutigen oder rothaarigen Menschen bzw. hellen Tieren kann Hypericum in der Sonne Überempfindlichkeiten auslösen. Hierfür verantwortlich ist das Hyperforin. Die Tinktur ist ebenso geeignet zur Pflege von Haut, die durch Neurodermitis angegriffen ist. Auch bei Wunden durch Hieb- oder Stichverletzungen ist das Rotöl ein sehr gutes Hausmittel, vor allem wenn es sich um nervenreiches Gewebe handelt. Bei der Pflege frischer Narben eignet sich das Rotöl, denn es beugt der Gewebewucherung bei der Heilung der Narben vor.


Herstellung

Die ersten Erfahrungen eines Alchimisten können durchaus bei der Herstellung des Rotöls passiert sein, denn wenn das sonnengelbe Öl sich im Kontakt mit der gelb-grünen Pflanze in ein unglaublich leuchtendes Rubinrot verwandelt, hat dieser Prozess immer schon etwas Magisches an sich und die Herstellung des eigenen Rotöls ist so faszinierend und befriedigend, dass sie selber schon eine antidepressive Wirkung entfalten kann.

Überdosierung

In der Tiermedizin tritt bei Weidetieren, die große Mengen Johanniskraut fressen, Hypericismus auf mit Hautrötungen, Schwellungen und eventuell kommt es zum Absterben von Gewebe (Nekrose). Bei hochdosierten Präparaten kann es zu Überdosierungen und Nebenwirkungen in Form von Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen und gelegentlich zu Allergien kommen.


Zubereitung

  • Johanniskraut ab dem 24. Juni möglichst an einem trockenen Morgen, sonst am Nachmittag sammeln, zerkleinern und im Mörser leicht anquetschen
  •  Ein sauberes, helles Glas mit Schraubverschluss zu ca. einem Viertel mit Johanniskraut füllen und mit einem guten Öl auffüllen. Olivenöl hält sich sehr lange, hat aber einen starken Eigengeruch. Sonnenblumenöl, Sesamöl oder süßes Mandelöl sind ebenfalls sehr gut geeignet.
  • Das Glas für mehrere Wochen (nach Paracelsus sieben Wochen) an einen warmen Ort stellen. Es darf und soll gerne der Sonne ausgesetzt werden, z.B. auf der Fensterbank. Bei zu wenig Sonne sollten Sie das Öl im vorsichtig im Wasserbad erhitzen oder der bei etwa 40°C in den Backofen stellen. Nicht zum Kochen bringen!
  • Ab und zu im Deckelbereich mit Zellstoff das niedergeschlagene Wasser abwischen und danach das Glas schütteln.
  • Das Öl braucht sechs bis sieben Wochen bis zur Reife. Nach einer Woche kann es abgegossen werden und das ausgelaugte Johanniskraut wird durch frisch geerntetes ersetzt. Paracelsus empfahl, einen Wechsel nach jeweils sechs Tagen durchzuführen und dies sechs bis sieben Mal zu wiederholen.
  • Wenn es dunkelrot geworden ist, kann das Öl abgefiltert werden (z.B. durch ein sauberes Tuch oder einen Kaffeefilter) und zur Aufbewahrung in ein dunkles Glas gegeben werden.

Anwendungsempfehlungen

  • Wunden, Stichverletzungen, Sonnenbrand, Narben: Einen Lappen mit Rotöl tränken und auflegen.
  • Trockene, rissige Haut (Neurodermitis): Ölauszug in Sesamöl, Weizenkeimöl oder süßem Mandelöl.
  • Depressive Verstimmungen: Hypericum Urtinktur von Ceres
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