Vom einstigen Waldbewohner zum Gartenliebhaber

Anders als häufig angenommen, leben Igel nicht im Wald. Sie haben sich an das Leben an unserer Seite angepasst und fühlen sich in unseren Gärten sehr wohl.

Igel schlafen, gerade bei sehr warmen Temperaturen, im hohen Gras, versteckt unter Hecken oder in Büschen. Daher sollte vor jedem Schnitt genau geprüft werden, ob sich darunter ein Igel befindet. Auch der Mähroboter sollte den Rasen nur unter Aufsicht und tagsüber mähen. Auf den Einsatz von Schneckenkorn und anderen Pestiziden sollte dringend verzichtet werden.

Besonders das Insektensterben macht dem Igel zu schaffen, daher ist es wichtig, dass sich auch Insekten im Garten wohlfühlen.

Die Nacktschnecke steht eher ganz hinten auf dem Speiseplan des Igels. Nur wenn nichts anderes zu finden ist, ernährt er sich davon. Schnecken sind Zwischenwirte von Innenparasiten, ernährt sich der Igel zum Großteil davon, hat auch er einen übermäßigen Befall an Darm,- und Lungenparasiten. Unterstützen kann man den Igel ganzjährig mit Futter. Als Insekten- und Fleischfresser sind das Gebiss und der Darm des Igels, anatomisch, nicht für Getreide oder Obst ausgelegt.

Der Igel steht seit einiger Zeit auf der roten Liste der besonders gefährdeten Tierarten in Bayern. Mit ein bisschen Hilfe schafft es der Igel in unseren Gärten zu überleben


Getreide und Obst ein No Go!

Die Verdauung beginnt im Mund, das Gebiss ist anatomisch, nicht zum Mahlen ausgelegt. Ist Zucker im Futter enthalten, schädigt dies in jeglicher Form die Zahnsubstanz (Fruchtzucker, Rübenzucker, Honig usw.) Immer häufiger werden massive Zahnschäden und Zahnstein, auch bei noch sehr jungen Igeln, festgestellt. Igel sind Insektenfresser (Insectivora), das heißt, der gesamte Verdauungstrakt ähnelt dem eines Fleischfressers (Carnivora) und ist nicht darauf ausgelegt, Getreide, Obst und Gemüse verdauen zu können. Je nach Inhaltsstoff füllt zwar das Futter den Magen, „rutscht“ aber nur durch, ohne dass der Igel etwas daraus ziehen kann. Die falsche Fütterung führt zu schweren Durchfällen und Darmentzündungen, die sogar zum Tod führen können. Die Inhaltstoffe des Gelees und der Soße in den Katzenfutter Sorten, enthalten extrem viel Lactose, Zucker und ein natürliches Abführmittel, das bei Wohnungskatzen Obstipation vorbeugen soll. Da der Igel eine Laktoseintoleranz hat, kommt es auch davon zu Durchfällen und Blähungen. Anders als bei Pflanzenfressern ist der Verdauungstrakt sehr einfach gehalten und verhältnismäßig kurz. Die Verdauung dauert nur ca. 8 bis 20 Stunden - Unverdauliches passiert schnell den Darm.

 

 

Geeignetes Futter für den Igel

Da der Igel ein reines Insekt.- und Fleischfresser ist, kann er Getreide nicht verwerten. Der Igel ist anatomisch nicht in der Lage dies aufzuspalten. Getreide macht nur satt, ohne den Igel zu nähren. Am besten geeignet ist Katzennassfutter ohne Gelee, ohne Sauce, ohne Zucker und ohne Getreide mit einem besonders hohen Fleischanteil. Ebenso Katzen-Trockenfutter ohne Getreide und schlabbriges Rührei ohne Gewürze. Auch kann man gedünstetes Rinderhackfleisch oder gekochtes Geflügel füttern.

  • Katzen-Nassfutter mit hohen Fleischanteil (mind. 60%)
  • Katzen-Trockenfutter mit hohen Fleischanteil (mind. 60%)
  • alle Futtersorten OHNE Getreide, Zucker und Soße
  • Gekochtes Hühnerfleisch, Hühnerhals oder Schenkel (mit Knochen)
  • gegartes Rinderhackfleisch
  • Rührei ohne Gewürze

Kohlenhydrate

Diese sind in der natürlichen Nahrung vom Igel kaum zu finden, dennoch verfügen Igel über stärkeabbauende Verdauungsenzyme (Amylasen), die sehr effektiv Stärke in Zucker (Glucose) umwandeln. Dies hat verheerende Auswirkungen auf die Bauchspeicheldrüse. Ein hoher Anstieg des Blutzuckerspiegels führt zu einer anormal hohen Produktion von Insulin. Das Insulin wirkt dann wiederum blutzuckersenkend und stimuliert Fettzellen Glukose aufzunehmen. Das heißt, der Igel nimmt ungesund zu und verfettet. Daraus folgen Langzeitschäden der Organe, Gelenkerkrankungen und Stoffwechselstörungen.

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Igel richtig füttern

Der Igel ist ein reiner Fleisch- und Insektenfresser. Sein Verdauungssystem ist anatomisch nicht in der Lage Getreide zu verarbeiten. Erdnüsse, Mais und Haferflocken verursachen schwere Darmentzündungen. Auch „Ballaststoffe“, wie diese, belasten den Igel-Darm. Ausschließlich proteinhaltige Bestandteile wie Chitinpanzer o. ä. sorgen für ein ausreichendes Kotvolumen. Eine weitere Besonderheit des Igels ist sein Glucose-Stoffwechsel. Die durch die Nahrung aufgenommenen Kohlehydrate verursachen beim Igel eine Hyperglykämie, die zu Nerven- und Zellschädigungen führen.  Wird ein Igel ausschließlich mit Igelfutter gefüttert wird er mit vollem Magen verhungern, da dieses Futter hauptsächlich aus Haferflocken, Obst, Nüsse und Mais besteht. Der Fleischanteil ist verschwindend gering.


Finger weg von Igel-Futter aus dem Handel!

Leider verlassen sich viele Menschen auf die Empfehlungen in den Onlineshops/Fachgeschäften und füttern Igel, die sie in Obhut haben oder in freier Wildbahn, mit Igelfutter. Die meisten angebotenen Igelfutter haben einen Fleischanteil, zum Teil von nur von 8%! - Diese enthalten Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Maisbruch und Erdnüsse und Obst. Frisst der Igel 100 g von solch einem Futter, kann er davon 8 g für sich und die Gewichtszunahme verwerten. Diese Igel landen dann schwer erkrankt in den Igelstationen. Es gibt immer mehr Fälle, in denen Igel in Gefangenschaft, ausschließlich mit Igelfutter gefüttert wurden, nachweislich verhungert sind. Wichtig ist, auf die Inhaltsstoffe im Futter zu achten. Die meisten Katzennassfutter und Igelfutter bestehen zu einem Großteil, aus sogenannten „Tierischen -Nebenprodukten“. Diese Nebenprodukte bestehen aus Fell, Gräten, Drüsen, Hoden, Hufen, Euther usw. . Drüsengewebe enthält auserdem sehr viele Hormone, die wiederum zu erheblichen Gesundheitsschäden und Unfruchtbarkeit führen. Immer häufiger wird bei Igeln, der bei reinen Fleischfressern eigentlich nicht nachweisbare Darmparasit „Giardien“ nachgewiesen. Dieser benötigt zur Vermehrung und für seinen Stoffwechsel, Zuckerbausteine, die in der natürlichen Nahrung des Fleischfressers kaum vorhanden sind.

Traumschloss für deinen Igel

Das Igel-Schlafhaus sollte aus unbehandelten, ungehobelten Holz hergestellt werden und das Dach mit Dachpappe oder ähnlichem abgedeckt sein. Keine Folien, Styropor oder andere Dämm-Materialien dürfen verwendet werden. Die Igel-Unterkunft darf keinen Boden haben, so dass Urin und Feuchtigkeit ablaufen können, als Untergrund eignen sich am besten Erd.- oder Sandböden. Die Maße von einem Schlafhaus sollte ausreichend groß und mit einem Labyrinth-Eingang ausgestattet sein. Im hinteren Bereich sollte Platz für ein Nest sein, dieses baut der Igel aus Sroh und trockenem Laub. Heu oder Zeitungspapier sollte nicht verwendet werden, da beides sehr viel Feuchtigkeit anzieht und somit Schimmel entstehen könnte. Außerdem kann Heu Abschnürungen an den Extremitäten verursachen. Das Schlafhaus sollte auch unter keinen Umständen mit Ungezieferprodukten behandelt werden, da Igel daran verenden können. Eingang: ca. 11x11cm links oder rechts am Haus - Gesamtmaße: ca. 45cm x 35cm -  Labyrith-Eingang: ca. 10cm

 

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Igel ganzjährig unterstützen

Da das Nahrungsangebot unserer Igel stark zurückgegangen ist, ist es sehr sinnvoll den Igel das ganze Jahr Futter zur Verfügung zu stellen. Hierfür eignet sich besonders ein Futterhaus. Dies soll verhindern, dass sich Katzen am Futtertisch bedienen. Als Fütterungsmöglickeit eignet sich auch eine umgebaute Obstkiste. Die Eingänge können noch durch einen Tunnel aus Ziegelsteinen verlängert werden. Das Futterhaus muss über zwei Eingänge verfügen, damit sich Rivalen aus dem Weg gehen können. Dadurch können Kämpfe und Verletzungen vermieden werden. Am Abend frisches Nassfutter und Wasser bereit stellen, die Futterreste entsorgt man am Morgen. Trockenfutter kann ganz praktisch in einem Spender angeboten werden. Die Sorge, der Igel würde sich durch das angebotene Futter nicht mehr artgerecht ernähren, ist völlig unbegründet. Ein ausgewachsener Igel benötig pro Nacht ca. 200g Futter um gesund zu bleiben. Durch das angebotene Futter am Futterhaus kann er somit nur seine Defizite ausgleichen.


Erste Igel Hilfe

Hast Du einen Igel gefunden, der lethargisch am Tag im Freien liegt oder verletzt ist?

  • Igel sofort in einem Karton (mind. 40 cm hoch), fliegensicher, im Haus unterbringen.

Das ist extrem wichtig, da abhänigig von der Jahreszeit, innerhalb weniger Minuten, der Igel mit Fliegeneier und danach mit Maden besiedelt wird. Dies ist dann sein Todesurteil.

  • Karton mit Zeitungspapier und/oder einem Handtuch auslegen.
  • Bitte kein Wasser oder ä. einflößen, hier droht Aspirationsgefahr.
  • Auf keinen Fall gegen Flöhe und Zecken behandeln, alle diese Mittel sind für den Igel toxisch.
  • Fühlt sich der Igel kalt an, dann bitte auf eine handwarme Wärmflasche legen, sodass er diese jederzeit verlassen kann, wenn es ihm zu warm wird.
  • Ist der Igel mobil und aufgewärmt, kannst Du ihm frisches Wasser und Katzenfutter ohne Zucker, ohne Getreide und ohne Soße anbieten. Dies ist sehr wichtig denn schon kleine Mengen von ungeeignetem Futter, lösen bei einem schon geschwächten Tier, massive Verdauungsstörungen aus. Dies wiederum führt dann schnell zum Tod der kleinen Patienten.

Kein geeignetes Futter zur Hand?

  • Rührei ohne Gewürze/Milch anbieten.

Im Zweifelsfall lieber erst mal ohne Futter lassen.

Bitte warte nicht zu lange, eine Igelstation oder einen Igelkundigen Tierarzt aufzusuchen, hier zählt oft jede Minute. Einen kranken Igel erkennt man daran, dass er einen Hungerknick im Nacken hat. - Hier ist schnelles Handeln besonders wichtig.

Außerdem muss (je nach Jahreszeit) geklärt werden, ob es sich um ein Igel-Weibchen handelt. Die Gefahr das Babys im Nest zurück bleiben ist sehr groß und es muss individuell entschieden werden. Solltest Du den Igel bei einem Tierarzt vorstellen, bitten diesen, den Igel nicht gegen Flöhe und Zecken zu behandeln, dies ist in dieser Situation und bei einem geschwächten Tier zweitrangig und kontraindiziert. Flöhe und Zecken sind bei einem Wildtier völlig normal und stellen meist kein Problem für die Gesundheit der Tiere dar. Die meisten Mittel die im Handel oder beim Tierarzt erhältlich sind, sind für Igel nicht verträglich und lösen schwere Organschäden und neurologische Störungen aus.